· 

Wie Sie souverän mit Lästereien am Arbeitsplatz umgehen

Hier ist es wie beim Lästern - es braut sich was zusammen
Hier ist es wie beim Lästern - es braut sich was zusammen

 

Vor einiger Zeit hörte ich - unfreiwillig - ein Gespräch zwischen Kolleginnen in einer Kindergarten mit an. Sie sprachen über die Mutter eines Kindes, welche ständig die Bring- und Abholzeiten nicht pünktlich einhält. Diese Mutter käme dauernd auf die letzte Minute, treibe dabei das Kind in unangemessener Weise zur Eile an, wolle immer noch zwischen Tür und Angel eine Mitteilung an die Erzieherin machen und wirke durchgehend genervt. Das Ganze geschah, während das Kind besagter Mutter in unmittelbarer Nähe saß und frühstückte.

Da ich mit einem anderen Kind beschäftigt war, dauerte es eine Minute, bis ich eingreifen konnte. Ich bat die Erzieherinnen, das Gespräch an dieser Stelle sofort einzustellen und wies sie darauf hin, dass das Kind offenbar mithören konnte. Ich erklärte ihnen, dass Ort und Zeit für dieses Gespräch unpassend seien und bat sie, auch den Zweck und den Stil zu reflektieren. „Was ihr hier macht, ist lästern und damit seid ihr weder den Kindern noch beispielsweise Praktikantinnen ein gutes Vorbild. Auch andere Eltern könnten solche Gespräche einmal unfreiwillig mithören. Wollt ihr das? Ich bin gerne bereit, mit der Gruppenleiterin zu beraten, wie ein effektives Gespräch mit dieser Mutter aussehen könnte.“

So setzten wir uns später zusammen und bereiteten ein Elterngespräch vor. Wie kann die Erzieherin ihre Beobachtungen sachlich beschreiben, ohne zu pauschalisieren (ständig, dauernd, immer …)? Mir war es wichtig, die Perspektive der Mutter einzubeziehen. Welche Gründe hat sie möglicherweise für ihr zu spät kommen? Gibt es familiäre Belastungen, mit denen sie nicht klarkommt? Braucht sie Hilfe? Wäre sie vielleicht dankbar über Anregungen zum Umgang mit dem Kind, zur Strukturierung des Tagesablaufes, zur Kommunikation? Welche Vereinbarungen können getroffen werden? Wie kann die Erzieherin außerdem benennen, dass sie die Bemühungen der Mutter achtet und ihr vertraut, dass es künftig besser gelingen wird?

"Vertrauen bedeutet, dem anderen keine bösen Absichten zu unterstellen."

 

sagt der Systemtheoretiker Niklas Luhmann. Ich gehe stets davon aus, dass Eltern es gut meinen, und in der Erziehung so viel tun und es so guttun, wie sie eben können. Diese Wertschätzung zu vermitteln, ist mir wichtig.

Vergleichbare Situationen gibt es nicht nur in der Kindergarten. Ob Büro, Schule, Einzelhandel, Arztpraxis, Medienwerkstatt. Überall wo mehrere Menschen zusammenarbeiten, gibt es den Hang zum Lästern. Offenbar ist das eine zutiefst menschliche Verhaltensweise, die teilweise auch sinnvolle Funktionen hat. So mag es ja auch nützlich sein, wenn Sie etwas über die Schwächen der Kollegin erfahren, mit der Sie das nächste Projekt bearbeiten sollen. Dann könnten Sie in einem offenen Gespräch mit einer guten Absprache die Aufgaben kompetenzorientiert verteilen.

Oft hat Lästern jedoch andere Gründe. Beim Einen ist es die Lust an der Sensation. Ein anderer versucht, sich selbst besser darzustellen und sich dadurch besser zu fühlen, indem er Dritte schlecht redet. Er versucht, sein verletztes oder gekränktes Ego durch das Lästern wieder zu stärken.

Lästern wirkt nachteilig auf alle Beteiligten

Diejenige, die lästert und diejenigen, die zuhören, verbreiten negative Worte, Bewertungen, Geschichten. Dies belastet die Stimmung und die Beziehungen. Derjenige, über den gelästert wurde, hat keine Möglichkeit, Stellung zu nehmen. Die Geschichten und Bewertungen kleben an ihm, wie das Pech an der Pechmarie im Märchen.

Überdies ist schnell die Grenze zum Mobbing überschritten. Vorgesetzte legen Wert auf ein gutes Betriebsklima. Merken sie, dass hier regelmäßig jemand lästert und somit das Klima vergiftet, wird das Konsequenzen haben. Möglicherweise verhindert derjenige, der lästert, auch sein berufliches Weiterkommen. Wem wichtige soziale Kompetenzen und ein lösungsorientierter Umgang mit Konflikten fehlen, disqualifiziert sich selbst.

So spricht doch alles dafür, bei Unstimmigkeiten oder Verärgerungen am Arbeitsplatz das offene Gespräch zu suchen. Je eher Sie dies tun, desto weniger staut sich an und desto einfacher wird der Gesprächsverlauf sein.

5 Tipps, wie Sie souverän mit Lästereien am Arbeitsplatz umgehen

So kommen Sie wieder in ruhiges Fahrwasser
So kommen Sie wieder in ruhiges Fahrwasser

 

1.    Wertschätzung statt Lästern!
Verzichten Sie selbst darauf, negative Kommentare über Dritte abzugeben. Sprechen Sie miteinander statt übereinander! Bringen Sie stattdessen in den Pausengesprächen, in der Kaffeeküche oder beim Mittagessen mit den KollegInnen positive Gesprächsthemen ein. Damit geben Sie ein gutes Beispiel, und Sie wissen ja: Sprache steckt an!
 

  • „Katrin, du hast den Wochentreff heute wieder großartig vorbereitet! Die Kinder haben gleich verstanden, worum es geht und daher haben alle gut mitgemacht.“
  • "Petra, dein Protokoll von der letzten Besprechung ist so klar strukturiert und nachvollziehbar, dass ich das Gefühl habe, ich wäre dabei gewesen – obwohl ich krank war.“

  

2.    Distanzieren Sie sich!
Machen Sie deutlich, dass Sie nicht zu den Lästerschwestern (oder -brüdern) gehören! Falls Sie unfreiwillig zuhören oder gar zu Ihrer Meinung gefragt werden, wenn die KollegInnen über jemanden lästern, äußern Sie klar Ihr Desinteresse. Sagen Sie ruhig, dass Sie sich nicht dazu äußern wollen, weil

  • das am Arbeitsplatz nichts zu suchen hat
  • Sie finden, dass das die Privatangelegenheit der Person ist
  • Sie sich nicht an Spekulationen/Pauschalisierungen/Gerüchten … beteiligen wollen
  • Sie das lieber mit der Kollegin/dem Kollegen persönlich besprechen
  • Sie nicht alle Details der Angelegenheit kennen

 

3.    Wird über Sie selbst gelästert?
Dann kommt es darauf an, worum es geht und wer dies tut.

  • Verbreitet jemand Ihre Fehler oder Schwächen, gehen Sie möglichst umgehend und ehrlich darauf ein. Entschuldigen Sie sich, erklären Sie kurz, wie es dazu kam und zeigen Sie einen Weg auf, wie Sie künftig damit umgehen wollen.
  • Geht es um Gerüchte, an denen nichts dran ist, weisen Sie diese möglichst umgehend und begründet zurück. Zögern Sie nicht, sonst bleibt doch etwas hängen. Bleiben Sie außerdem sachlich und verzichten Sie auf emotionale Äußerungen.
  • Ist Ihnen diejenige, die lästert, sowieso unsympathisch oder unwichtig, hilft es meist, sie zu ignorieren und sich mit den sympathischen und wichtigen Kolleginnen zu verbünden. Dann wird die Lästerschwester bald merken, dass ihre Strategie erfolglos ist.
  • Ist derjenige, der die unwahren Gerüchte verbreitet, ein Rivale oder jemand, der wirklich Einfluss am Arbeitsplatz hat, gilt es, sofort zu reagieren. Suchen Sie zunächst das Gespräch unter vier Augen und machen Sie deutlich, dass Sie sein Verhalten weder gutheißen noch tolerieren. Sollte das noch nicht ausreichend sein, zeigen Sie in einer Teambesprechung auf, wie die Sachlage wirklich ist. Bleiben Sie möglichst souverän und gelassen und machen damit das unprofessionelle Verhalten des Kollegen deutlich.
  • Dokumentieren Sie ernsthafte Verleumdungen auch schriftlich. So können Sie in einem Gespräch mit Ihrer Führungskraft auch nachweisen, was läuft und gegebenenfalls sogar rechtliche Schritte einleiten.
     

 4.    Sind Sie in der Führungsposition?
Beobachten und hören Sie, dass über Dritte gelästert wird, sorgen Sie für Klarheit! Lästern entsteht nur, wenn es zugelassen wird. Nehmen Sie Ihre Führungsaufgabe deutlich wahr! Ein klares: "Ich dulde hier keine üble Nachrede. Bitte stellen Sie das ab!", sollte reichen, wenn Sie als Respektsperson wahrgenommen werden wollen.

Teambildung im Seminar
Teambildung im Seminar

5. Fördern Sie gute Kommunikation!
Lassen Sie Ihr Team in einem Seminar erleben, was zu achtsamer und wertschätzender Kommunikation gehört. Tun Sie etwas für ein positives Betriebsklima. Mit der Weihnachtsfeier ist das nicht getan. Sie sprechen ganzjährig miteinander! Es gehört zur Fürsorgepflicht einer Führungskraft, dass dies in einer Art und Weise geschieht, die klar und wertschätzend ist. LINGVA ETERNA bietet dafür eine hervorragende Grundlage.

 

 Nun wünsche ich Ihnen gutes Gelingen im Umgang mit Lästereien am Arbeitsplatz! Mit diesen Tipps wird Ihnen ein souveränes Auftreten sicher gelingen.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0