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Aufmerksamkeit erreichen

 

Heute will ich Ihnen etwas zum Thema Pausen in der Sprache erklären.

 

Pausen sind immer dann wichtig, wenn ich mich der Aufmerksamkeit meines Gesprächspartners versichern will. Anstatt also einfach drauf los zu reden, ist es hilfreich, den Gesprächspartner erst einmal mit dem Namen anzusprechen, anzusehen und dann einen Moment zu warten, bis er reagiert.

 

Bei LINGVA ETERNA sprechen wir von den 3 A. Die drei A stehen für das Ansprechen mit dem Namen, für Anschauen und für einen kurzen Atemzug Pause, bevor Sie weiter sprechen. Die 3 A bewirken eine wertschätzende und wirksame Kontaktaufnahme, bei der beide Gesprächspartner mit ihrer vollen Aufmerksamkeit dabei sind, präsent sind!

 

Die kurze Atempause – das dritte A – ist wichtig. Ohne die Pause geht es nur um den Inhalt, also z.B. einen Auftrag oder eine Frage. Mit der Atempause dagegen nimmt der Sprecher erst mit dem Gesprächspartner Kontakt auf und zwei Menschen sehen sich in die Augen. Damit zeigt sich der Sprecher – und er sieht den anderen! Womöglich war der Gesprächspartner in ein Gespräch oder auf sein Smartphone vertieft und hat gar nicht richtig registriert, dass ich mit ihm gesprochen habe. Wenn ich ein zweites Mal frage, wird er an meiner Stimme hören, dass ich leicht verärgert bin. Vielleicht denkt er dann, „was hat denn die wieder für eine Laune?“ und so entsteht ein leicht vermeidbarer Ärger. 

 

Sicher kennen Sie das auch aus dem Privatleben. Haben Sie Ihren Partner auch schon mal etwas gefragt, während er am Computer sitzt oder im Fernsehen Fußball schaut? Egal, ob es „Warst du schon auf der Bank?“ oder „Magst du einen Kaffee?“ heißt – die meisten Männer reagieren gar nicht. Sprechen Sie ihn an, warten Sie bis er reagiert – den Kopf hebt, oder „ja“ sagt – und stellen Sie erst dann Ihre Frage. So werden Sie gleich die Antwort bekommen.

 

Kinder zeigen eine hohe Präsenz

Diese drei A beherrschen übrigens alle kleinen Kinder. Das ist einer der Gründe, warum sie so erfolgreich sind. Sie sagen „Mama!“ oder „Papa!“ Sie reden erst weiter, wenn sie den Kontakt aufgebaut haben. Kinder verlieren keine Worte! Sie haben eine hohe Präsenz. Sie sind ganz bei dem, was sie gerade tun. Von ihnen können wir viel lernen!

Sagen Sie selbst: „Tim – bitte hänge die Jacke auf!“ oder „Jana – setz dich zu mir!“ Mit den AAA erreichen Sie die volle Aufmerksamkeit des Zuhörers für Ihr Anliegen.

 

Wie oft sind Kinder in der Schule von etwas abgelenkt? Stellen Sie als Lehrer oder Lehrerin Ihre Frage pauschal an die ganze Klasse? "Wer weiß die Antwort?" erreichen Sie nur geringe Aufmerksamkeit. Stellen Sie die Frage mit dem Namen am Ende "Wie lautet die Lösung für die angeschriebene Gleichung? - Julius?" fühlt sich Julius ertappt und geht in den Widerstand. Das können Sie leicht vermeiden. Es zeugt auch von Ihrer Wertschätzung gegenüber dem Schüler und der Schülerin, wenn Sie als erstes die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Die Wertschätzung, die Sie schenken, werden Sie auch zurück bekommen. Da bin ich ganz sicher.

 

Von meinen Seminarteilnehmerinnen habe ich in der letzten Zeit dazu viele positive Rückmeldungen bekommen. Gerade Kinder – ob die eigenen oder die im Kindergarten – reagieren in der Regel schnell und sicher auf diese gezielte Gesprächsführung.

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Ausprobieren.

 

Und was hat der Emu vom Foto damit zu tun? Nun, ich finde ihn höchst aufmerksam. Dennoch kam ich nicht mit ihm ins Gespräch. Wie schade …

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